Exerzitien: Die Schönheit der Stille
Schweigeexerzitien. Ein Erfahrungsbericht.
Schweigeexerzitien. Ein Erfahrungsbericht.
Es ist Anfang März:
"Warum ich denn jetzt Urlaub brauche und was ich so vorhabe?" wollen meine Arbeitskollegen wissen. "Schweigeexerzitien"- drücke ich verstohlen hervor.
"Wie? Was soll denn das bitte sein? Warum tut man sich denn sowas an?" kommen sofort die verwunderten Rückfragen. Ähhhm- schwer zu erklären, denn wie soll ich denn diese Erfahrung und diese Tage in Worte ausdrücken. Schlussendlich begnüge ich mich damit ihnen meine Vorfreude auf einige Tage in Stille und Ruhe mitzuteilen. Und das stimmt; ich freue mich so sehr endlich mal aus dem Alltag auszubrechen und zu Ruhe kommen zu dürfen.
So fahre ich also am Mittwoch Abend ins ApostelHaus Alzgern in der Nähe von Altötting, beantworte die letzten Nachrichten, telefoniere noch kurz mit meiner Freundin und dann wird das Handy ausgeschaltet. Während zu Beginn dieser Tage noch der Trubel des Alltags und der Lärm von außen überwiegt, ist eines der schönsten Erlebnisse, dass all das ziemlich schnell zur Ruhe kommt und ein Prozess des in sich Kehrens statt findet. Es ist sehr interessant zu beobachten, was in meinem Herzen alles laut wird, wenn von außen keine Beschallung mehr kommt.
Plötzlich dreht sich alles nur noch um mich und meine Beziehung zu Gott. In mir kommen Gedanken hoch, die ich sonst wahrscheinlich nie zulassen würde oder die ich im Alltag gerne beiseite schiebe. Da sind meine Sorgen über verschiedene Menschen, über meine Zukunft und auch alte Verletzungen und Wunden die auf einmal hochkommen.
Normalerweise habe ich meine vorgefertigten Antworten, mit denen ich auf solche Gedanken antworten kann. "Das ist alles nur Sentimentalität - Zähne zusammenbeißen und weiter geht's" und vieles mehr. Doch auf einmal merke ich, dass all das nicht die wirkliche Antwort auf meine Wunden ist und ich mich nach innerer Heilung sehne. Und das darf ich während dieser Tage so deutlich erfahren - den Prozess der Heilung von alten Wunden und Lasten, die ich mit mir herumtrage. Und auch wenn das manchmal sehr schmerzhaft sein kann, so ist es so wohltuend für mich und mein Herz.
All das darf ich in einem sehr persönlichen Umfeld erfahren. Jeden Tag gibt es die Möglichkeit, einem Priester oder einer gottgeweihten Frau von den Gedanken und Gefühlen meines Herzens zu erzählen. Dieser Prozess der geistlichen Begleitung hilft mir sehr, besser zu verstehen wie ich selber ticke und welche Dinge Gott mir mitteilen möchte und wie er zu mir spricht.
Das Schöne an den Schweigeexerzitien ist die Ganzheitlichkeit. Endlich ist mal genug Zeit für ausreichend Schlaf- ohne dass am Abend noch zahlreiche Nachrichten beantwortet werden müssen und es am Morgen nahtlos weitergeht.
Lange ausgedehnte Spaziergänge durch den wunderschönen Wald und die Natur in der Nähe von Altötting.
Und all das findet statt in einer Art von Dauergebet.
Während es mir im Alltag oft sehr schwer fällt ins Gebet einzusteigen und mich für Gottes Stimme zu öffnen, ist das hier so viel leichter. Ich gehe mit meinem himmlischen Papa spazieren, erzähle ihm alles, rede mit ihm - ich habe ja ansonsten niemanden. Und ich darf immer mehr erfahren, dass Gott wirklich antwortetet - zu mir spricht. Mein Herz könnte übersprudeln von dieser Freude, die ich in diesen Momenten erleben darf. Ich bin sein geliebter Sohn - er mein Vater der für mich sorgt - und in dieser inneren Umarmung darf ich verweilen.
Hier muss ich nichts leisten und keinen Menschen beeindrucken. Hier darf ich sein.
Und auch wenn es in der nächsten Wochen wieder ungebremst in den Alltag zurückgeht, so bleibt doch in meinem Herzen die Erfahrung dieser Schweigeexerzitien. Von Gott bedingungslos geliebt und angenommen zu sein.
Hier findest du die nächste Möglichkeit für Exerzitien.
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